Bild Carysmo Blog Global Gender Report April 2021

In 135,6 Jahren zur Gleichberechtigung. Was uns der Global Gender Gap Index 2021 über unsere Wirtschaft verrät.

Im Januar diesen Jahres beschloss die große Koalition eine verbindliche Frauenquote für Vorstände größerer Unternehmen. Bei mehr als drei Mitgliedern muss mindestens eine Vorständin bestellt werden. Im Mai wird Belén Garijo als erste und einzige Frau alleine an der Spitze eines Dax-Konzerns stehen. Jedoch positioniert sie sich gegen eine solche Frauenquote. Die Meinungen sind also durchaus unterschiedlich. Dennoch steht fest, dass spätestens jetzt die Themen Diversity und Gleichheit von weiblichen und männlichen Beschäftigten aus dem Diskussionsfokus von deutschen Unternehmen – und zunehmend dem
Mittelstand – nicht mehr wegzudenken sind.

Doch wie steht es in diesem Jahr um die Gleichheit von Beschäftigten in Deutschland und der Welt? Der vor wenigen Wochen veröffentlichte Global Gender Gap Report 2021 gibt hierzu genaue Einblicke und fragt erstmalig nach der Gleichberechtigung in den Jobs von morgen.

Ganz nach unserem Anspruch haben unsere Carysmo Consultants im Kontext Wirtschaft & Arbeit einen ganz genauen Blick auf den diesjährigen Global Gender Gap Report geworfen und zeigen Ihnen mit unserem neuen Blogeintrag in Kürze die wichtigsten Erkenntnisse und Prognosen auf.

Viel Spaß beim Lesen.

Key Findings des Global Gender Gap Report 2021:

Der Global Gender Gap Report 2021 dient als Kontrollwerkzeug für einen länderübergreifenden Vergleich von signifikanten Unterschieden zwischen den Geschlechtern. Erstmals wurde der Global Gender Gap Index 2006 vom World Economic Forum erschlossen. Der Report fungiert damit als evolutionäre Benchmark, die es erlaubt, Aussagen über den Ist-Zustand von Geschlechter-Unterschieden zu machen. Ebenso eine Priorisierung von Richtlinien und politischem Wirken vorzunehmen sowie Prognosen über die zukünftige Entwicklung von Gender-Gaps aufzustellen.

Anhand von vier Schlüsselkategorien – Gleichstellung des weiblichen und männlichen Geschlechts in den Feldern (1) Gesundheit, (2) ökonomische Partizipation und Chancengleichheit, (3) Bildung sowie (4) politisches Empowerment – wurden für dieses Jahr insgesamt 156 Länder auf einer Scala von 0-100 bewertet. Die Werte können als Abstand von Gleichstellung des weiblichen und männlichen Geschlechts interpretiert werden. So liegt global die durchschnittlich zu überwindende Lücke hin zur vollwertigen Gleichheit von Mann und Frau bei rund 68 % (-0,6 Prozent zu 2020). Weltweit würde es also aktuell 135,6 Jahre dauern um diese Lücke zu schließen.
Geht es um Geschlechtergleichstellung, dann führen im internationalen Vergleich vor allem die skandinavischen Länder. An der Spitze des Top-Ten-Rankings der Länder mit der geringsten Gender-Gap im Jahr 2021, steht zum 12. mal in Folge Island (89,2%), gefolgt von Finnland (86,1%) und Norwegen (84,9%). Auf Platz 6 und 7 finden sich Namibia (80,9%) und Ruanda (80,5%), Platz 10 besetzt die Schweiz 79,8 %.
Deutschland schafft es im weltweiten Vergleich nur auf Platz 11. Westeuropa ist weltweit die Region, welche sich kontinuierlich und am fortschrittlichsten hin zur Geschlechter-Gleichstellung bewegt (77,6%).

Gender Gaps by Country and Region
(Quelle: Global Gender Gap Report, 2021)

Während die Gender-Gap in der Schlüsselkategorie des politischen Empowerments mit 22 % am stärksten ausfällt,[AS1]  liegt der zweitgrößte Unterschied einer gleichgestellten Partizipation zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht mit einer Gender-Gap von 58% im Feld der Wirtschaft.
Die noch immer vorherrschende Unterrepräsentation von Frauen auf dem weltweiten Arbeitsmarkt, lässt nur kleine Fortschritte hin zum Schließen der ökonomischen Gender-Gap erahnen.

Frauen in der Wirtschaft – Westeuropa schließt die Gender-Gap in voraussichtlich 52,1 Jahren:

Die Partizipation von Frauen in Senior-und Management Positionen erscheint im privaten und öffentlichen Sektor ungleichgewichtig. Nur 41 % der weltweiten Professionals in Senior Positionen sind Frauen. In Deutschland, einem der fortschrittlichsten Länder der Erde, liegt der Anteil von Frauen in Senior Positionen bei nur 29%. Erhebliche Unterschiede lassen sich in Deutschland auch bei Gehaltszahlungen feststellen. So liegt die Gender-Pay-Gap in Deutschland bei 30 %. Damit liegt Deutschland im weltweiten Vergleich der Gender-Gap im Feld „ökonomische Partizipation und Chance“ auf Platz 62.

Change in hiring, 2015-2020, by industry, level of role and gender
(Quelle: Gloabl Gender Gap Report 2021)

Ersichtlich ist, dass die Corona-Pandemie einen negativen Einfluss auf den Fortschritt der wirtschaftlichen Gleichberechtigung von Frau und Mann genommen hat. Vor allem auf Frauen, welche überdurchschnittlich in Feldern der kritischen Infrastruktur vertreten sind und einen disproportional hohen Anteil im Bereich der Unpaid-Work (Haushalt, Familie und ähnliches) leisten, wirken sich Lockdowns und damit einhergehende Schulschließungen, deutlich negativer aus. Frauen wenden für Unpaid-Work doppelt so viel Zeit auf wie Männer. Der Verlust der Arbeitsstelle, die Reduzierung von Arbeitsstunden oder das Ablehnen von Karriereaufstiegen sind daher oftmals die logische Konsequenz für Frauen vor und während der Pandemie.
In 15 Jahren, in denen das World Economic Forum jährlich den Global Gender Gap Report veröffentlicht, erscheint Westeuropa als Vorreiter beim Schließen der Gender-Gap in der Kategorie ökonomische Partizipation und Chancengleichheit. Durchschnittlich 70 % dieser Gender-Gap sind in Westeuropa bereits geschlossen. Hält dieser Fortschritt zukünftig an und berücksichtigt man ebenso die drei anderen Kategorien des Gender Gap Reports, dann schließt Westeuropa die Gender-Gap in voraussichtlich 52,1 Jahr vollständig.

Die Jobs der Zukunft:

Der Future of Jobs 2020 Report des World Economic Forums zeigte bereits im letzten Jahr auf, dass 84 % der Arbeitgeber das Thema Digitalisierung verstärkt auf ihre Agenda setzen und 50 % der Arbeitgeber beabsichtigen die Automatisierung von Arbeitsplätzen zu beschleunigen.
Der Global Gender Gap Report konnte für 2021 anhand von Echtzeit-Daten aus dem weltweiten Arbeitsmarkt insgesamt 99 wachsende Jobprofile identifizieren, nach denen die Nachfrage in 20 Volkswirtschaften kontinuierlich steigt. Diese 99 Profile lassen sich in insgesamt 8 Clustern kategorisieren: 1. Cloud Computing, 2. Data and AI, 3. Engineering, 4. Product Development, 5. Sale, 6. Marketing, 7. People and Culture, 8. Product Development.

Female representation in emerging job clusters
(Quelle: Gloabal Gender Gap Report 2021)

Nur zwei der 8 Jobcluster zeigen bisher eine gleichberechtigte Repräsentation beider Geschlechter auf. Vor allem in Clustern, die technische skills voraussetzen, lässt sich auch weiterhin eine gravierende Unterrepräsentation von Frauen feststellen. Während der Anteil von Frauen in Jobs wie beispielsweise Human Resources Business Partner, Customer Specialist, Digital Marketing Manager oder Insights Analyst 55 % oder mehr ausmacht, ist das weibliche Geschlecht in Jobs wie etwa Artificial Intelligence Specialist, Cloud Engineer, oder Front End Developer nur zu 25 % oder weniger repräsentiert. So ist der Anteil von Frauen etwa im Feld Engineering in den Jahren zwischen 2018 und 2021 um nur 0,4 % gewachsen, im Feld Cloud Computing sogar um nur 0,2 %.

Was können Unternehmen für die Geschlechter-Gleichstellung der Future of Work tun?  

Der kurze Einblick in die Jobs von morgen konnte aufzeigen, dass Frauen vor allem in Berufsfeldern mit technischen skills unterrepräsentiert sind. Gerade auf diesen Arbeitsmärkten gibt es weiterhin Trends zur geschlechtsspezifischen Spaltung in Berufen. Vor allem Jobs in der Technik und der Informatik erscheinen als Paradebeispiel, wie Organisations- und Berufskulturen die Gender-Gap zementieren und die MINT Berufsfelder als deutlich männlich-dominant gestalten.
Neue Erkenntnisse in dem Report zeigen auf, dass es in technischen Berufen nicht etwa an Angebot von neuen weiblichen Talenten aus dem MINT Feldern mangelt, diese jedoch durch Vorurteile aus dem männlich dominierten Arbeitsmarktumfeld, in ihrem Jobwahl – und Jobwechselverhalten negativ beeinflusst werden.

Aufstrebende Berufe, in denen eine hohe Geschlechter-Ungleichheit herrscht, werden oftmals überdurchschnittlich gut entlohnt. Andere Berufe, in denen Frauen stark vertreten sind, weisen hingegen niedrig bis mittlere Einkommen auf. Doch genau diese Jobfelder sind durch voranschreitende Automation gefährdet. Mit ihrem Wegfall und mangelnden Möglichkeiten zu Umschulungen könnte die Gender-Gap im Bereich der ökonomischen Partizipation und Chancengleichheit wieder wachsen. Hier sollten vor allem Frauen verstärkt die Möglichkeit zu Umschulungen in aufstrebende Berufsfelder gegeben werden. Bildungsinitiativen, die sich gezielt an junge Frauen in Schulen und Hochschulen richten, gezielte sozial und ökonomisch vermittelnden Rollenbildern und Gender-Bias entgegenwirken, können so junge Frauen auf ihrem Karriereweg in technische Berufe unterstützen. 

Durch Quoten, wie beispielsweise das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen aus dem Jahr 2016 oder das im Januar 2021 beschlossene FüPoGII leistet die Politik einen Beitrag zu einer Erhöhung von Frauen in Führungspositionen und damit hin zu einer wirtschaftlichen Zukunft, die die Gender-Gap langfristig schließen kann. Um jedoch Frauen, die –  im Vergleich zu Männern – überwiegend den zeitlichen Invest in die Unpaid- oder Care-Work einbringen, den Aufstieg in Führungspositionen zu ermöglichen, bieten immer mehr Unternehmen innovative Konzepte. So etwa durch Jobsharing-Lösungen wie Tandem-Partnerinnen, die so auch Führung in Teilzeit erlauben. 

Schlussendlich können Unternehmen hierbei Unterstützung durch Beratungen erfahren, die entweder auf die Personalsuche von weiblichen Executives, Professionals und Specialists in diversen Wirtschaftszweigen spezialisiert sind oder innovative Organisationskonzepte und Bildungsangebote entwickeln. Ziel ist es dabei immer, Strategien und zeitgemäße Unternehmenskulturen abzuleiten, die Diversity in der Future of Work verstärkt realisieren können.

Als Teil der HuntingBrains Gruppe leisten die Berater von Carysmo Consultants und Sentos Consult tagtäglich ihren Beitrag zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Wirtschaft.
Carysmo Consultants legt bei jeder Suche nach Fach-und Führungskräften Wert auf einen fairen Besetzungsprozess, in welchem nicht das Geschlecht, sondern das Skillset ihrer zukünftigen Mitarbeiter entscheidet.
Bei der Besetzung von Executive- und C-Level Positionen, Vorständen und Top-Managern erschließt Sentos Consult mit einem einzigartigen Ansatz im Executive Search genau die Köpfe, die sonst kaum zu erreichen sind – vor allem die Top-Frauen.  
Gerne unterstützen wir Sie bei der Suche nach neuen Kandidat*Innen für Ihr Team der Zukunft.  

Sie möchten selbst einen Blick in den kompletten Global Gender Gap Report 2021 werfen oder mehr zur Vereinbarkeit von Thema Economy & Diversity lernen. Dann schauen Sie doch mal hier:

Der ganze Report: Global Gender Gap Report 2021 | World Economic Forum (weforum.org)
LinkedIn Economy Graph: German (linkedin.com)
Podcast: Janina Kugel im Interview: Podcast: Janina Kugel – Veränderung macht Spaß! | hr-iNFO | Das Interview (hr-inforadio.de)
Unsere Executive-Search-Beratung: START – SENTOS (sentosconsult.com)